Dieser Abbau gibt einen ersten Vorgeschmack

Medienhäuser mögen es, wenn ihre Angestellten die eigenen Inhalte auf Social Media verbreiten. Einige unten ihnen vergrössern so ihren Bekanntheitsgrad und werden womöglich selber zu Marken.

Wenn Medienschaffende auf Social-Media-Kanälen oder sogar in journalistischen Gefässen ihren Arbeitgeber kritisieren, sind Vorgesetzte und Hausjuristen not amused – und sie reagieren schnell. Das haben wir am letzten Freitag beim «Wissenschaftsmagazin» von Radio SRF2, das aus Spargründen eingestellt wird, beobachtet. Die Kommentare mussten gelöscht werden.

Andernorts wurde vorgebracht, dass das Verhalten von betroffenen Journalistinnen und Journalisten bei SRF illoyal sei. Keine Widerrede. Doch der Versuch, die Diskussion mit einem «Löschbefehl» zu ersticken, ist nicht souverän. Und er ist gescheitert. Gerade deswegen zündeln die Flammen weiter, und das ist letztlich eine Chance für das öffentliche Medienhaus.

Das Aus für das «Wissenschaftsmagazin» und die Wirtschaftssendung «Trend» von Radio SRF, aber auch das Ende des TV-Unterhaltungsformats «G&G – Gesichter und Geschichten» schreckt auf. Und es gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das, was noch folgt: Die SRG muss 270 Millionen Franken sparen. Das ist eine gigantische Summe, die einen grossen Abbau an Programm und Personal mit sich bringen wird.

Würde man den Bereich Sport komplett weglassen, wäre das Budget deswegen noch längst nicht im Lot. Man müsste noch approx. die Hälfe der Kultur streichen. Doch kaum jemand in diesem Land hat diese Dimension erkannt. In einem grösseren Kontext: Desinformation und Fake-News sind reale Gefahren, denen man mit Journalismus entgegenhalten muss. Journalismus kostet Geld. Die privaten Medien wiederum stecken in der grössten Finanzierungskrise ihres Daseins, weil das Werbegeld an die Tech-Giganten abfliesst – und was macht der Bundesrat?

Er reduziert die Medienabgabe von 335 auf 300 Franken pro Jahr. Seine Begründung: Man wolle damit die privaten Haushaltungen entlasten. Die «Entlastung» beträgt drei Franken pro Monat. Jede Haushaltung gibt pro Jahr im Durchschnitt übrigens knapp 3200 Franken für Medienkonsum aus (von Spotify bis Zeitungsabo).

Spätestens jetzt sollten wir reagieren: Dieser Abbau ist fundamental. Reden wir darüber – mit Frau Müller im Block und Onkel Alain und vielen anderen in unserem Land, sonst gibt’s dann plötzlich keine Hintergrundsendung «International», keine Filmförderung und keinen «Donnschtig-Jass» mehr. Und der Sport ist hinter der Bezahlschranke verschwunden.

P.S.
Das «Wissenschaftsmagazin» von Radio SRF2 hat sein Aus in der aktuellen Sendung selber thematisiert. Hier zum Nachhören. Bei «Persönlich», dem Portal der Kommunikationsbranche, würdigt den Mut er Redaktion und ihre Arbeit generell.

Polaris – für den Durchblick im News-Dschungel


Wer sich im Netz informieren will, egal über welches Thema, wird schnell abgelenkt und verliert sich in der Regel schnell im News-Dschungel. Zahllose Portale und Social-Media-Plattformen liefern Content, hochklassigen und lausigen, viele Anbieter haben eine Bezahlschranke, Push-Nachrichten, Podcasts usw., usf. Kurz: es ist kompliziert. Polaris versteht sich als News-Portal, das den Leuten alle Inhalte der Schweizer Medien zugänglich macht. Das wäre eine Revolution. Das Start-up hat finanzielle Unterstützung und ist nun mit seinem Projekt an die Öffentlichkeit.

Zur Vertiefung zwei Artikel von «Persönlich» dem Online-Portal der Kommunikationsbranche:

Soziales Netzwerk für News in den Startlöchern (29. April 2022)
«Wir wollen herausfinden, was sich die Branche wünscht (3. Mai)

Georges Courage kann mehr als ein normaler Chatbot

Mit der Hilfe von Fachkräften hat die Bewegung Courage Civil dieses Jahr einen eigenen Chatbot entwickelt. Er kam in den letzten Monaten zum Einsatz bei der Abstimmungskampagne gegen die Begrenzungs- bzw. Kündigungsinitiative, und zwar auf der reichweitenstarken Facebook-Seite von Courage Civil, auf der phasenweise bis zu 800 Kommentare pro Tag eingehen.

Georges Courage, so heisst der Chatbot, kontrolliert alle Kommentare. Solche, die der Netiquette nicht entsprechen, löscht er selbständig. Dabei stützt er sich zum einen auf eine statische Blacklist, die wir von Hand erstellten. Zum anderen funktioniert er mit künstlicher Intelligenz. User, die zum Beispiel unflätige Kommentare hinterlassen haben, kriegen von Georges Courage eine Nachricht und den Hinweis auf den problematischen Teil. Nach unserem Wissensstand verwenden die Medienhäuser in der Schweiz für die Bewältigung der Kommentare eine Software, die nur auf Black- bzw. White-Lists basiert.

Vertiefend:

Die Herausforderung Kommentare – Reichweite vs. Niveau – treibt etablierten Medien seit langem um.

Seit 2018 existiert die Facebook-Seite von Courage Civil. Inzwischen erreicht sie eine organische Reichweite von rund 28’000 Personen. Damit ist sie grösser als die Facebook-Seiten aller politischen Parteien und der meisten Verbände in der Schweiz.

Wir nutzen unsere Facebook-Seite vor Volksabstimmungen als Informations- und Diskussionsplattform.

Während des Abstimmungskampfs gegen die Kündigungsinitiative zwischen Januar und September 2020 erreichten die besten Postings Reichweiten von bis zu 85’000 und 10’300 Interaktionen.

Diskussionen sind zentral, brauchen aber stets Respekt und Anstand gegenüber Andersdenkenden. Bei Courage Civil werden die Diskussionen im Schichtbetrieb moderiert und folgen klaren Regeln. Die Netiquette entspricht im Wesentlichen den Umgangsformen zivilisierter Menschen. A…löcher mag es im realen Leben geben, auf unserer Plattform haben sie nichts zu suchen.

Ergänzend:

Die Netiquette auf Social Media:

– Kommentare und Links, die keinen Bezug zum Thema haben, werden gelöscht. Ebenso «Copy/Paste»-Kommentare, die schon anderswo publiziert wurden;

– Wer Kraftausdrücke braucht oder andere User diffamiert, wird zuerst verwarnt und im Wiederholungsfall blockiert. Rassistische, sexistische und diskriminierende Kommentare, Bilder usw. haben auf unserer Plattform nichts verloren;

– «Kommentare» im Stil von «Ich stimme Ja!» oder «Ich bin klar gegen diese Initiative!» haben keinen Mehrwert und werden gelöscht;

– User müssen auf ihrem Profil als reale Personen erkennbar sein. Leute, die sich hinter einem «Fake-Profil» verstecken, interessieren sich erfahrungsgemäss nicht für eine echte Diskussion. Vielmehr wollen sie pöbeln. Sie werden blockiert;

– Sujets und lustige GIFs usw. haben hier nichts zu suchen und werden gelöscht. Es geht um den inhaltlichen Austausch, nicht um das Kreieren eines Bilderbüechlis;
– Kommentare sollen Hochdeutsch geschrieben und nicht länger als 500 Zeichen sein. Solche, in denen Wörter oder ganze Sätze in GROSSBUCHSTABEN geschrieben wurden, werden gelöscht. Grossbuchstaben im Netz bedeuten: SCHREIEN;

– Über das Löschen und Blockieren wird keine Korrespondenz geführt. Auch bei etablierten Medienhäusern ist das so.

Diese Regeln sind keine Einschränkung der Meinungsfreiheit, sondern basieren auf gesundem Menschenverstand. Wer Aggressionen hat, soll joggen gehen oder sich einen Boxsack kaufen. Wer kommentiert, weiss was Respekt und Anstand ist und verhält sich entsprechend.
(Stand 20. August 2020)