Von Anita Panzer*
Die 60. Solothurner Filmtage stehen vor der Tür. Das Jubiläum wird mit einer grossen Retrospektive über die Jura-Landschaft gefeiert. Das Sonderprogramm mit dem Titel «Imaginaires du Jura/Jurabilder» zeigt über 30 Filme aus elf Jahrzehnten, die alle im Jurabogen gedreht wurden. In Zusammenarbeit mit den Filmtagen eröffnet kurz vorher eine Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn. Diese weitet den Blick vom Medium Film zur bildenden Kunst und verbindet beide.
«Wir sind uns in Solothurn bewusst, dass wir am Rand einer wunderbaren Filmkulisse leben. Diese Retrospektive zeigt, wie eine Region wie der Jura und ihre Kultur vom Film als identitätsstiftende und verbindende Kunst profitiert haben», sagt Niccolò Castelli, der künstlerische Leiter der Solothurner Filmtage.
Die Solothurner Filmtage sind eines der wichtigsten Filmfestivals unseres Landes und dienen nicht nur der Darbietung von Schweizer Filmen, sondern auch als Plattform für den Austausch und die Diskussion. Das Festival ist auf staatliche Filmförderung angewiesen, auf die Partnerschaft mit der SRG sowie auf Sponsoren- und Stiftungsgelder. Die Filmförderung zielt darauf ab, die Vielfalt der Schweizer Filme von Schweizer Künstlerinnen und Technikern, welche Geschichten mit Bezug zu unserem Alltag erzählen, zu stärken.
Gerade die SRG spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung und Verbreitung von Schweizer Filmen. Sie ist die grösste Produzentin unseres Landes und unterstützt Schweizer Filme und Serien mit 34 Millionen Franken pro Jahr. Eine Reduktion der SRG-Mittel aufgrund der Halbierungsinitiative würde daher nicht nur die Medienlandschaft im Allgemeinen, sondern auch die Filmproduktion im Speziellen schwächen. Sichtbarkeit und Produktion des Schweizer Films würden abnehmen und die ersten, die darunter leiden würden, wären Filme, die Randregionen (wie den Jura) zeigen.
Auch die indirekten Filmfördermittel würden gefährdet. Dies betrifft nicht nur die SRG selbst, sondern auch die staatlichen und kantonalen Förderungen, da die öffentliche Hand die finanziellen Mittel zur Förderung des Films auch aus Rundfunkgebühren und vergleichbaren Quellen schöpft. Einsparungen würden auch hier insbesondere kleinere Produktionen treffen, was die Vielfalt gefährden und zu einer Verarmung der Schweizer Kultur führen würde.
Dank der «Lex Netflix» müssen Streaming-Anbieter, die in der Schweiz tätig sind, in die Produktion und Förderung von lokalen Inhalten investieren, etwa durch Abgaben an die Filmförderung oder durch die Produktion von Schweizer Inhalten.
Ohne ausreichende Mittel durch die SRG und andere inländische Quellen könnte allerdings eine stärkere Abhängigkeit von internationalen Streaming-Anbietern entstehen, um den Schweizer Film zu fördern und zu erhalten. Dies stellt eine Gefahr dar für die Autonomie des Schweizer Films, da Netflix & Co. in erster Linie wirtschaftliche Ziele verfolgen.
Die Förderung des Schweizer Films muss weiterhin auf eine diverse und unabhängige Finanzierung setzen. So stellt sie sicher, dass lokale Produzentinnen und Filmemacher die Freiheit haben, Werke zu erschaffen, die die kulturelle Vielfalt und die Identität der Schweiz widerspiegeln.
*Anita Panzer ist Vizepräsidentin der Solothurner Filmtage und Beirätin bei Courage Civil