Rund 420’000 Schweizerinnen und Schweizer wohnen, studieren oder arbeiten in einem der 27 EU-Länder. Dank der Personenfreizügigkeit ist das viel einfacher möglich als früher. Das Beispiel von Fabia Morger ist exemplarisch: Sie verliebte sich während dem Studium in der Schweiz in einen Schweden, heiratete ihn und lebt nun seit ein paar Jahren in Schweden.
Ein weiteres Beispiel, was die Personenfreizügigkeit bedeutet, liefert uns Cyrille Berger aus der Zentralschweiz. Er hat in Grossbritannien studiert, zu Beginn der Personenfreizügigkeit, was viele Komplikationen mit sich brachte:
„Als ich 2002 in Cardiff (Wales) mein Anglistikstudium an Angriff nahm, war die Personenfreizügigkeit erst gerade in Kraft getreten. In Grossbritannien war den Leuten noch nicht klar, dass wir Schweizerinnen und Schweizer nun praktisch die gleiche Rechte haben wie EU-Bürger.
Am Zoll konnte mir niemand sagen, ob ich jetzt noch einen Kontoauszug vorweisen muss, der belegt, dass ich mich selber finanzieren kann, und ob ich nebenbei in meiner neuen Wahlheimat arbeiten darf. Letzteres hat dann geklappt, ich arbeitete nebenher für die Uni.
Dazu kommt, dass die Schweiz zu diesem Zeitpunkt nicht Vollmitglied im Erasmus-Programm war. Ich war also nur geduldet, was konkret hiess: An der Uni wusste man nicht, dass ich komme. Ich habe mich dann an das Registrierungsbüro gewandt und fragte nach der zuständigen Person für europäische Studenten. Doch für die Schweiz war diese nicht zuständig. Für die Schweiz sei eine Dame verantwortlich, die nur für Schweizer und Studierende aus Westafrika zuständig sei.
Ende Semester dann Zwischenprüfungen: Ich war nicht auf der Liste der Studierenden, im Prüfungssaal war auch kein Platz für mich reserviert. Ich musste das in aller Eile melden, kurz vor der Prüfung stellte man dann noch einen Tisch hin und machte mir Kopien der Prüfung. So umständlich war es vor der vollen Personenfreizügigkeit und so wird es wieder sein, wenn wir die Kündigungsinitiative am 27. September annehmen.
Ich habe in Wales sehr viel gelernt und Freundschaften fürs Leben geschlossen, die ich noch heute pflege. Die NZZ schrieb unlängst über die Kündigungsinitiative sie sei «ein letztes Aufbäumen aus einer längst vergangenen Zeit». Genau so ist es.“