Die chinesische Polizei geht in Hongkong wieder mit Razzien gegen kritische Medien vor. Weltweit sitzen fast 500 Journalistinnen und Journalisten im Gefängnis, so viele wie noch nie. Weitere 65 gelten als entführt.
Besteht da ein Zusammenhang zum Mediengesetz, über das wir am 13. Februar abstimmen? Nein, natürlich nicht. Auf den zweiten Blick eben doch: Solche Nachrichten führen uns vor Augen, wie brisant und brandgefährlich Journalismus sein kann. Und was für ein kostbares Gut die Medienfreiheit ist! Ein Gut, das wir bei uns wohl entschieden zu wenig schätzen.
Medienfreiheit ist das eine, Medienvielfalt das andere. Diese Vielfalt nimmt bei uns inbeunruhigendem Ausmass ab. Die Medien stecken in einer Krise. Zeitungen fusionieren oder verschwinden, Stellen werden abgebaut, Medienkonzerne gewinnen an Macht. Die einst sprudelnden Werbeeinnahmen fliessen neu zu Google, Facebook und Co.
Die sozialen Medien gaukeln uns vor, News seien sowieso gratis. Nachrichten werden reisserischer, folgen zunehmend der simplen Logik, wie oft sie wohl angeklickt werden. Ohne es zu merken, werden wir Hörige der «Click rate».
Doch für eine funktionierende Demokratie sind verlässliche Medien von immenser Bedeutung. Hier kann das Mediengesetz ein Gegengewicht geben. Es ist nicht perfekt, sondern ein typisch schweizerischer Kompromiss. Doch es anerkennt, wie wichtig eine vielfältige Medienlandschaft ist, fundierter, unabhängiger Journalismus, kleine, regionale Verlage (die überproportional profitieren) genauso wie neue, innovative Online-Portale, die nicht nur effekthascherisch mit Kürzestnews Klicks generieren wollen.
Mit einem offenen Blick wird rasch klar, dass die positiven Anteile des Gesetzes bei weitem überwiegen.
* Stefan Haupt ist Filmregisseur und seit Anfang Beirat der Bewegung Courage Civil. Seine Kolumne ist zuerst im «Tagblatt der Stadt Zürich» erschienen.